Ich gebe’s zu: Ich bin einer von denen, die seit Jahren tippen und selten etwas reißen. Irgendwann fängt man an, Muster zu suchen – aus Frust, aus Hoffnung, vielleicht auch aus Trotz. Mir fiel auf, wie oft scheinbar Folgen auftauchten: 12–13, 22–23, solche Paare. Ehrlich? Das fühlte sich merkwürdig an. Also habe ich mir die letzten 15 Jahre vorgenommen – mit kühlem Kopf und ohne Ausreden.
Kurzfassung
Spoiler: Nein, da ist nichts Mysteriöses. Beim echten Zufall enthält fast jede zweite Ziehung beim 6aus49 mindestens ein direktes Zahlenpaar – genau das ist statistisch zu erwarten.
Mein Verdacht – und warum ich misstrauisch wurde
Ich habe jede verpasste Gewinnklasse innerlich mitgezählt. Wenn dann wieder zwei, drei Zahlen direkt nacheinander im Ergebnis standen, war das für mich der Beweis: Da stimmt doch was nicht! Nur – Gefühle sind schlechte Statistiker. Deshalb wollte ich es wissen.
So bin ich vorgegangen
- Zeitraum: letzte 15 Jahre bis 02.09.2025, also alle Mittwochs‑ und Samstagsziehungen beim 6aus49. In Summe: 1565 Ziehungen.
- Betrachtet wurden nur die 6 Hauptzahlen (ohne Superzahl/Zusatzzahl).
- Ich habe die theoretischen Wahrscheinlichkeiten (Kombinatorik) herangezogen und mit der erwarteten Häufigkeit über das Zeitfenster abgeglichen.
Warum Folgen auffallen: Wir sehen die sechs gezogenen Zahlen sortiert. Dadurch springen 12–13 oder 22–23 ins Auge und wirken „überrepräsentiert“. Das ist reine Wahrnehmung – nicht Manipulation.
Was der Zufall wirklich erwartet (6aus49)
Über 6 gezogene Zahlen aus 49 kann man die Lauf‑Wahrscheinlichkeiten (aufeinanderfolgende Zahlen) exakt zählen. Daraus ergibt sich:
- Mindestens ein Zahlenpaar (≥ 2 in Folge): 49.52%
Erwartete Häufigkeit in 15 Jahren: ~775 von 1565 Ziehungen (95‑%-Band: 736–814).
Übersetzt: Fast jede zweite Ziehung. - Mindestens drei in Folge (≥ 3): 4.77%
Erwartete Häufigkeit: ~75 Ziehungen (95‑%-Band: 58–91). - Genau 4 in Folge: rund 0,30 % → im 15‑Jahres‑Fenster ~5‑mal.
- Genau 5 in Folge: rund 0,0135 % → 0–1‑mal.
- Genau 6 in Folge: ~0,000315 % → praktisch nie.
Gegencheck: Eurojackpot (5 aus 50)
Ich wollte wissen, ob meine „Folgezahlen‑Theorie“ vielleicht beim Eurojackpot eher zieht. Das Format unterscheidet sich: 5 aus 50 Hauptzahlen (plus 2 Eurozahlen). Seit dem Start 2012 gab es zuerst eine Freitagsziehung pro Woche; seit März 2022 wird dienstags und freitags gezogen.
Was sagt die Mathematik – nur für die 5 Hauptzahlen?
- Mindestens ein Zahlenpaar (≥ 2 in Folge): 35.30% Heißt: Nur gut jede dritte Ziehung enthält ein direktes Paar – seltener als beim 6aus49.
- Mindestens drei in Folge (≥ 3): 2.35% Also etwa 1 von 43 Ziehungen.
Über alle Ziehungen seit Start bis heute (02.09.2025):
- Zeitraum: 23.03.2012 (erste Freitagsziehung) bis 02.09.2025. Einmal wöchentlich bis 25.03.2022, danach dienstags & freitags (erste Dienstagsziehung: 29.03.2022). → In Summe 882 Ziehungen.
- Erwartete Häufigkeiten im gesamten Fenster (unter echtem Zufall): ~311 Ziehungen mit mindestens einem Paar (95 %-Band: 284–339), ~21 Ziehungen mit ≥ 3 in Folge (95 %-Band: 12–30).
Warum seltener als beim 6aus49? Zwei Gründe: Es werden nur 5 statt 6 Hauptzahlen gezogen, und der Topf ist mit 50 Zahlen etwas größer. Beides drückt die Chance, dass zwei direkt nebeneinanderliegen.
6aus49 vs. Eurojackpot auf einen Blick
Format | Zeitraum | Ziehungen | P(≥ 1 Paar) | Erwartete Paare | 95%-Band Paare | P(≥ 3 in Folge) | Erwartete ≥3 | 95%-Band ≥3 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
6aus49 (6 aus 49) | 02.09.2010–02.09.2025 | 1565 | 49.52% | 775 | 736–814 | 4.77% | 75 | 58–91 |
Eurojackpot (5 aus 50) | 23.03.2012–02.09.2025 | 882 | 35.30% | 311 | 284–339 | 2.35% | 21 | 12–30 |
Visuals
Nur jede dritte Eurojackpot‑Ziehung hat ein direktes Paar; beim 6aus49 fast jede zweite.
Längere Läufe sind in beiden Formaten selten – beim 6aus49 aber etwas wahrscheinlicher.
Wie oft man die Muster im gesamten Zeitfenster erwarten darf.
Ein Wort zur Arbeitsweise
Für diese Auswertung habe ich mir digitale Unterstützung geholt. ChatGPT hat die Wahrscheinlichkeiten sauber durchgerechnet, Zeiträume geprüft und die erwartbaren Schwankungsbreiten bestimmt. Das spart Zahlen‑Fleißarbeit – die Einordnung, Auswahl und Formulierung sind meine. Und ja: Auf das Ergebnis darf die KI durchaus stolz sein; ich bin es auf die Klarheit, die dabei herauskam.
Side‑Fact zur alten Zusatzzahl: Ein Teil der 15 Jahre (bis 04.05.2013) lief noch mit Zusatzzahl. Zählt man die mit, steigt die Chance, irgendwo ein Paar zu sehen. In diesem Artikel habe ich – der Fairness halber – nur die 6 Hauptzahlen betrachtet.
Fazit
Ich kam als enttäuschter Tipper – und ging als jemand, der seinem Bauchgefühl nicht mehr alles glaubt. Folgen‑Zahlen im Lotto sind kein Bug, sondern Feature des Zufalls: etwa jede zweite Ziehung hat beim 6aus49 ein Paar, knapp fünf Prozent haben mindestens drei in Folge. Beim Eurojackpot ist es nur jede dritte Ziehung mit Paar und gut zwei Prozent mit ≥ 3 – schlicht, weil weniger Zahlen gezogen werden.
Mein ursprünglicher „da läuft was schief“-Reflex? Verstanden – aber widerlegt. Wenn ich weiter tippe (und das werde ich), dann mit weniger Misstrauen und ohne die Illusion, Muster würden mir den Weg zum Sechser zeigen.
Quellenverzeichnis
- Eurojackpot – Start, Regeln & Historie. Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Eurojackpot
- Eurojackpot – History & Regeländerung 2022 (zweiter Ziehungstag). euro‑jackpot.net: https://www.euro-jackpot.net/history
- LOTTO 6aus49 – Historie und Produktänderung 04.05.2013 (Zusatzzahl). lotto.de: https://www.lotto.de/lotto-6aus49/ueber/historie
- Ziehungstage 6aus49 (Mi & Sa), Ergebnisse/Archiv. lotto.net: https://www.lotto.net/german-lotto/results
- Hintergrund zur ehemaligen Zusatzzahl. dielottozahlende.net: https://www.dielottozahlende.net/themen/von-a-bis-z/zusatzzahl